Lyrische Schalen


Gemeinsam mit der Keramikerin Regula Kaeser-Bonanomi sind die Lyrischen Schalen entstanden. 


Keramik: Regula Kaeser-Bonanomi, Texte: Jacqueline Forster-Zigerli
Copyright alle Texte: Jacqueline Forster-Zigerli, Av. de l’Esplanade 9ter, 1012 Lausanne

 

1. Trink mich wach, Sonne meines Herzens. 


2. Berg oder Wolke? Was kümmert dies den Wanderkrebs? 

 

3. Der Regen prasselt aufs Dach. Sei still, fächern die Palmen. 


4. Regen auf Ozean - das Meer hängt die Perlenkette um. 


5. Schlaflos dunkler Morgen. Der Hahn kräht pünktlich. Nur Fische bleiben stumm.

6. Rumis Hut. Der Derwisch tanzt am Saum des Ozeans. 


7. Hastlos am Teppich knüpfen, bis er bereit ist für Samarkand. // Fliege in den Frühling, trinke dort die Seidentropfen und warte nicht auf die Ankunft der Gedanken. 

(auch als 2 er Serie oder zwei Einzelne)

8. Blattgold, abgeblättert. Der Abendschatten auf Stelzen. Verwischte Landschaft, ungefähres Leben. Gedanken rascheln, Zugvögel im Herbstwind. 


9. Im neuen Kofferland schmeckt das Salz nach Orient. 


10. Endlos weite Zeit. Ein dickes Buch mit leeren Seiten. // Schreib Geschichten, jetzt, flüstert der Wind und bauscht den Vorhang. // Die Amsel singt den ersten Satz. 
(auch als 3er Serie oder drei Einzelne)


11. Durch den Spiegel gehen und dem Grundwasserstrom folgen. // Die Angel auswerfen. Fische anhalten und Feuer kochen. // Lieder singen und das Leben tanzen. 
(auch als 3er Serie oder 3 Einzelne)


 12. Als sie vom Berg stieg, war der Sommer verschwunden. // Sie schrieb seinen Namen in die Asche und hörte die Flügel atmen. // Er wartete am Weg, die Feder in der Hand. 
(auch als 3er Serie oder 3 Einzelne)


13. Weil schau, das Licht an diesem eisigen Morgen. // Der Tag feiert und wirft Diamantschleier übers Feld. // Geh ans Fest! 
(auch als 3er Serie oder 3 Einzelne)


14. Jeden Satz umstechen wie den müden Winterboden. Nach Wortsinn graben und nur leere Hülsen finden. // Die Buchstaben unbewohnte Schneckenhäuser. Braches Sprachland. 

(auch als 2er Serie oder zwei Einzelne)
 

15. Nimm Dein Lachen in die Hände wenn es in Scherben liegt und verschenk es Stück für Stück bis der Spiegel strahlt von tausend Sonnen. 


16. Das Leben feiern kostbar golden jeder Augenblick die Gezeiten im Ohr Ebbe und Flut schimmern im Perlmutt und streicheln wie die liebende Hand, sonnenwarm. 


 17. Federleichthelle Linde, die Blätter entrollt wie heiss übergossener Grüntee, zart wie die Händchen des Neugeborenen. 


 18. Unterm weiten Silberhimmel. Zeit und Absicht verlaufen. Ständiges Verschwinden im Horizont. Immer am Ziel. 


19. Schau Dir die Mondsichel am Frühlingshimmel an! Zart wie eine Kirschblüte. 


20. Das eingebunkerte Herz zerspringt. Goldgewelltes Tal fern der 

Tränen. 


 21. Lass Dich fallen. Du landest in der Liebe.
 
 22. Mit den Jahren versteht man, dass sich das Leben selber erzählt. Alles, was es braucht, ist ein offenes, lauschendes Herz. 


23. Wendezeit. Oben auf der Leiter angekommen setzt sie sachte auf die andere Seite. Beginnt vom Hochsitz den Abstieg in den Winter. Mittsommers dunkler Kern. 

 

24. Wenn die Herzen überlaufen ist junger Herbst und ferner Frühling. Ist Ernte und Saat und die Demut darüber wie ein weicher Seidenschal mit Goldfaden durchwoben. 

25. Ode an den Ozean (11 Schalen) 

Ozean, älter als die Zeit // warum
 sehen wir nicht
 dass Du ein Wesen bist? // Wer einmal 

über die knöcherne Schicht von Korallen
 an Deinem Saum
 entlang gewandert ist // verliert seine Blindheit 

und erkennt plötzlich 


dass Du
 in den
 Weiten Deines Körpers
 getragen wirst //
 von einem Gerüst
 aus dem auch unsere Knochen geschaffen sind.// Und so verstehen wir:
 das Eintauchen in Dich
 ist für uns Menschen
 ein Heimkommen
 ein Wiedersehen ewiger Freunde. //
 Sie erkennen Deine Seele
 und wissen, dass sie aus Dir geboren sind //
 Sie spüren Dein Wesen
 und verbinden sich mit Dir
 erforschen Dich schwerelos
 Traumtänzern gleich //
 gleiten sie durch Deine Tiefen
 fliegen wie ein Kreuz
 durch Deinen Garten Eden
 den sie erkunden mit ihrer Erinnerung ans Paradies // und ihr Gesicht
 atmet Seligkeit
 wenn sie auftauchen
 aus Dir //
 zu denen
 die sie an Land erwarten
 und mit Blumen behängen. 


26. Nachzeichnen, was der Himmel bereits als Möglichkeit weiss. 


27. Ich bade im Duft des Jasmins und träume den Schleier weg. 



Jacqueline Forster-Zigerli: [email protected]
Regula Kaeser-Bonanomi: www.keramikerin.ch